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Unboxing Einhell BT-BD 701 und Aufbau / erster Test

Turrican
Alter Hase
Hallo Gemeinde,

Ich brauchte eine Säulenbohrmaschine.
Bisher habe ich meinen Wolfcraft - Bohrständer benutzt, was eigentlich auch immer leidlich zufriedenstellend funktionierte. Gekauft hatte ich das prächtige Teil etwa 2002 - und ehrlich gesagt, das Ding war durchgespielt. Ich hab den 15 Jahre gequält, gewackelt hat er vom ersten Tag an irgendwie fehlte es immer an allen Enden bei dem Gerät. Obwohl ich eine gute, alte AEG Made in West Germany Bohrmaschine drauf hatte.

Ich hab keine Riesenansprüche an ein Bohrloch, solange es halbwegs winkelhaltig und rund ist. Klar hätte ich mir gerne eine Flott, Alzmetall oder zumindest eine alte Metabo gekauft. Leider sprachen Budget UND Vernunft dagegen - Ich mach pro Jahr etwa 10 Löcher in Metall, höchstens! Und Holz zähl ich jetzt mal nicht mit, da das die Maschine nicht so beansprucht. Und das ganze Geld ging dies Jahr in so manches (gute) Werkzeug.

Also was Einfaches.
Und bis kurz vor Kassenschluss sollte es eine Bosch PBD 40 werden. Die hatte quasi alles, was ich mir wünschte. Bis auf den einen Punkt, der tatsächlich das Killerargument war, der die Bosch unmöglich machte: Die gute Grüne hat keine Morsekegelaufnahme.

Ich bin in der glücklichen Situation, über einen Bekannten an sehr hochwertige Bohrer dranzukommen - allerdings meist mit MK2 Aufnahme.
Und einen Adapter "Bohrfutter auf Morsekegel" scheint es nicht zu geben, nur anders herum.

Also kurze Recherche im Internet:
Von allen billigen Maschinen aus der Chinaklasse bis 300 Euro war die Einhell auf dem Papier den gleichteuren Güde, Optimum und Scheppachs überlegen.
Die eine Optimum war zwar toll, aber locker 3-mal so teuer. Also wurde es die Einhell.

Meine ersten Eindrücke möchte ich jetzt hier mit Euch teilen. Vorweg: Ich bin Laie. Ich Heimwerke sicherlich nicht erst seit gestern, aber wir haben hier Forenkollegen, die weit weit mehr Ahnung haben von Metallurgie und Maschinen dieser Art als ich. Dennoch kann ja der erste Eindruck dem ein oder anderen helfen.
Dem gegenüberstellen kann ich nur meinen Bohrständer und die Bosch PBD 40, die ich im Rahmen eines "vertiefenden" Gesprächs mit einem Bosch - Aussendienstler im Hellweg - Baumarkt testen durfte bis der Bohrer durch war. Danke noch mal dafür, falls du hier mitliest^^

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6 ANTWORTEN 6

Turrican
Alter Hase
Die Säulenbohrmaschine wiegt mit Verpackung irgendwas über 30kg - locker auf den Tisch gewuchtet begann ich das Teil zu entpacken.
Was sofort aufällt, ist die schiere Menge an ölgetränkter Verpackung. Nahezu alle Metallteile sind mit einer ockerfarbenen Mischung aus ranziger Megglebutter und altem Schiffdiesel getränkt, welches sorgsam als Emulsion in straff verwickeltem Papier aufs Eisen gebracht wurde.

Das klebrige Zeug bekam ich dann ganz gut mit Caramba weg, einsprühen und wegputzen. Hat keine Stunde gedauert und das Metall war dann sogar wieder sichtbar.

Der Aufbau an sich war unspektakulär und beinhaltet keine Schritte, die nicht von jedem Heimwerker auch ohne Montageanleitung bewerkstelligt werden könnten.

Auf dem ersten Bild sieht man den Werkstücktisch, bzw. die fräsung der Nut, zur Aufnahme der Schrauben für den Spannbock. Das Ganze sieht aus, wie mit der Kartoffel gefräst, grade ist da keine Linie. Für die Funktionalität ist das allerdings unerheblich, da die Schrauben locker durchpassen. Was mich allerdings schon ein wenig ärgert, ist das man ohne Schraubenschlüssel gar nicht weiter kommt - Flügelmuttern wären viel besser gewesen und dies wird auch mit das Erste sein, was ich ändere.

Auf dem zweiten Bild sieht man den Tisch in der Horizontalen, wo man ganz gut erkennt, das nicht komplett plan gefräst wurde. Ich hab kein Haarlineal, auf dem Tisch liegt der Parallelanschlag meiner Tischkreissäge - von dem ich glaube, das er grade ist (da Bosch). Links ist mehr "Raum" als rechts, der Anschlag kippelt, wenn ich ihn bewege.

Bild drei zeigt exemplarisch eine Schraube. Diese sind allesamt aus ziemlich weichem Material, da ist entweder sofort der Antrieb rund oder das Gewinde durch. Aber bessere Schrauben hat man ja ohnehin in der Werkstatt rumliegen^^

Turrican
Alter Hase
Die nächsten Bilder zeigen, wie ich versuchte den Tisch über der Bohrpinole zu zentrieren. Dazu nahm ich einen Laserpointer, um halbwegs mittig zu treffen. Das klappte zufriedenstellend.
Alternativ kann man den Aufbauschritt auch ganz zum Schluss machen, indem man einen längeren Bohrer einspannt und dann mit Augenmaß zentriert - ist ja keine Wissenschaft, hauptsache man bohrt nicht in den Tisch.

Auch der Blechkasten mit den Keilriemen ist nicht ganz so sauber verarbeitet, aber geschenkt: das Teil tut seinen Dienst und die krumme Schraube wollte ich eh durch eine Rändelschraube ersetzen.50350.attach

Turrican
Alter Hase
Extrem spaßig war dann allerdings der nächste Punkt, deshalb möchte ich da nochmal genauer drauf eingehen:

Um die Keilriemen umzulegen, muss (mechanische) Spannung von den Riemen genommen werden. Dazu gibt es einen Spannhebel, der den Motorblock wegdrückt bzw. nach vorne kommen lässt. Auf beiden Seiten der Maschine sind dafür Schraubzwingen, mit denen man den Motor arretieren kann. Löst man diese Schraubzwingen, kann man mit dem Spannhebel (in der Anleitung die Nummer 34) den Motor bewegen und damit Zug auf die Keilriemen ausüben oder aber nehmen.

Nur fehlte dieser Spannhebel. Ich hab schon gedacht, ich werd allmählich zu alt für sowas, aber eine genaue Prüfung der Situation hat ergeben, das nicht ich dämlich bin, sondern der Hebel tatsächlich nicht vorhanden ist (siehe Fotos).

Entweder macht man also nach lösen der Schraubzwingen links wie rechts den starken Daumen, drückt die Keilriemen via Muskelkraft auf Spannung und verschraubt dann, oder man bemüht ein Metallteil als Hebel (21er Schraubenschlüssel bietet sich an) das man zwischen Maschinengehäuse und Motor verkantet und so die Riemen auf Spannung bringt.

Ungläubig schaute ich in den Dokumentationen auf der Website des Herstellers nach, ob ich da ein anderes Modell hatte oder wo auch immer der Fehler liegen könnte - doch vergebens. Jede Version der Bedienungsanleitung hatte diesen Spannhebel, nur meine Bohrmaschine nicht!

Am nächsten Tag rief ich dann bei Einhell an.
Der ungelogen sehr freundliche Service (eine charmante junge Dame, der Stimme nach) hörte sich geduldig meine Sorgen an, um mich hernach mit einem Techniker zu verbinden. Der hilfsbereite Herr am anderen Ende des Fernsprechers schien ein wenig zu schmunzeln, als ich mein Problem schilderte: aktuell haben die Säulenbohrmaschinen diesen Spannhebel nicht mehr, weil er unnötig sei (macht Sinn, einen Schraubenschlüssel zum verkeilen hat ja jeder irgendwo rumfliegen), lediglich die Anleitungen sind noch nicht neu gedruckt und auch online noch nicht aktualisiert. Also sei alles in Ordnung, das muss so. Aha.

Turrican
Alter Hase
Zur Funktion:

Ich bin sicher nicht der Erste, dem aufällt das die Bohrpinole nach oben und unten gut 2mm Spiel hat. In Anbetracht der Markierung für den Tiefenanschlag und der Begutachtung desselben kann ich jedoch versichern, das dies völlig irrelevant ist. Stellt euch einen Zollstock daneben oder klebt nach alter Väter Sitte Kreppband um den Bohrer, denn der verbaute Tiefenanschlag hat bestenfalls Alibifunktion.
Das oftmals bemängelte seitliche Spiel ist mir jedoch nicht aufgefallen. Das mag an Toleranzen liegen, eventuell hab ich ein "gutes" Gerät erwischt; dennoch kann da von wackeln keine Rede sein. Auch das Maschinengehäuse (Antriebsriemen und Motor) liegt satt und spielfrei auf der Säule auf. Fixiert wird das Ganze mit zwei Madenschrauben - das klappt bisher ganz gut, tadellos. Sollte sich das irgendwann mal losrappeln, würde ich es mit zwei Schweißpunkten fixieren.

Mir fehlen Meßinstrumente, um zehntel Millimeter darstellen zu können. Ich kann also nur mit dem arbeiten, was ich hab; und dafür waren die Löcher absolut zufriedenstellend.
Erfahrungsgemäß wird das Spiel im laufe der Zeit größer, auch wenn es jetzt noch ok ist. Aber mir war bewusst, das ich kein Präzisionsgerät bekomme für den gezahlten Preis. Dennoch macht die Maschine ordentliche Löcher, ich hab sowohl in 40mm Buche als auch in 8mm Stahl gebohrt.

Die Bohrung ist exakt genug für meine Zwecke, bei weitem sogar. Ich hab nicht viel zu bohren was anspruchsvoll ist (Metalle) und Holz stellt auch für diese Maschine kein Problem dar.
Zudem weiß ich mir noch zu helfen, wenn die Genauigkeit nachlässt.

Gebohrt habe ich mit einem 13mm Metallbohrer, mit Baer Schneidpaste. Das Loch hat dann auch oben wie unter 13mm, gemessen mit meinem Meßschieber von anno '62...
Irgendwo hab ich auch noch einen genaueren Meßschieber, aber das geht am Ziel vorbei: alles was nicht mehr mit Augenmaß wahrnehmbar ist, ist eh präziser als diese Maschine laut Datenblatt jemals sein sollte.



Zum Vergleich:
Der Bohrständer hat bei weitem schlimmere Löcher "gerissen", da wurde der Bohrer reingeeiert, nicht gedreht. Zudem ist die Handhabung der Einhell viel bequemer, da sehr leichtgängig - und alles was ohne viel Kraft geht, ist per se präziser als gewaltsames "stanzen".

Verglichen mit der PBD 40 ist die Präzision schlechter. Zudem punktet die Bosch mit viel leichterer Bedienung, Laser, Geschwindigkeitsvorwahl via Regler statt umlegen der Keilriemen, absolut perfekt gelöster Tiefenanschlag und und und.

Hätte ich nicht auf jeden Fall MK2 - Aufnahme gebraucht, wäre es die Bosch geworden.

Dennoch bin ich nicht unzufrieden. Der Motor ist stark, lässt sich im Notfall auch wechseln und das Gerät ist recht schwer, was eine satte Auflage auf dem Tisch mit sich bringt.
Das B16 Futter ist ok, alternativ dann halt MK2 und das war dann auch schon alles was ich brauche. Zugegeben, meine Bohrer (das Set) sind teurer als die Maschine. Aber dafür sind die Löcher dann auch rund^^

Wer Fragen hat, nur zu.
Ich hoffe Euch (und grade jenen, die aktuell vor der Wahl stehen) hat mein erster Bericht etwas geholfen. Immerhin ist das ein Gerät, wo der ambitionierte Bastler viel Potential hat, eigene verbesserungen anzubringen. Und das ist ja auch was wert.

Gruß
Turrican

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chief
Diamantmitglied
Da hatte ich gerade ein Dejavu. Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich einen ähnlichen Thread aufgemacht, weil ich mir da auch zu Weihnachten eine Standbohrmascjine gegönnt hatte. Viel Spaß mit dem neuen Werkzeug.

kjs
Diamantmitglied
Die sieht wie eine sehr nahe Verwandte zu meiner Skil-USA Maschine aus. Wenn die genauso stabil und sauber verarbeitet ist dann wirst Du damit zufrieden sein.
Was ich bei mir noch angebaut habe ist ein Drehzahlregler um das Umlegen des Riemens zu verringern denn oft braucht man nicht die volle Kraft aber eine geringere Drehzahl.