Hallo Schlacke,
danke für die Hinweise.
Ja, diesen Thread kenne ich. Nach der Anleitung habe ich das obere Nadellager der Spindel durch zwei Micro-Kugellager getauscht.
Der Thread ist
hier zu finden (die Anleitung von Seniorpilot startet auf Seite 2). Das Nadellager habe ich über die Methode Spreizdübel mit Gewindestange (weiter hinten im Thread) entfernt.
Festgeklebt (Loctite) habe ich die neuen Micro-Kugellager nicht. Die Entfettung und den Zeitstress beim Zusammensetzen wollte ich mir sparen.
Das vorher deutlich sichtbare Spindelspiel ist weg, aber ein minimalstes Spiel ist noch zu hören, wenn man am Bohrfutter wackelt.
Dürfte sich im 1/100tel Bereich bewegen, eine Messuhr habe ich noch nicht angehalten.
Für mich ausreichend im Holzbereich und eine meilenweite Verbesserung zu vorher.
Das original Bohrfutter finde ich vom Handling zwar gut, aber um die Rundlaufgenauigkeit noch zu verbessern, werde ich wohl auf das bekannte Röhm Supra S umsteigen. Mal schauen, jetzt ist die Maschine erstmal top.
Nun aber zum Thema des unteren Lagers.
Auf jeden Fall sollte man das Bohrfutter vorher entfernen. Meines saß wie angeschweißt drauf. Ich war kurz davor, aufzugeben. Aber quasi beim letzten Versuch gabs ein leises "Knack" und es löste sich. Die Methode mit dem Inbus-Schlüssel ist auf Youtube mehrfach zu finden.
Vorweg: Ich habe den Tauschvorgang zweimal durchgeführt. Beim ersten Mal teuer Lehrgeld bezahlt und das im oben verlinkten Thread auf der letzten Seite zu findende Präzisions-Schrägkugellager geordert. Rund nen Fuffi hats gekostet. Leider ist es für die Maschine nicht wirklich geeignet, siehe unten.
Mit nem Schonhammer habe ich es auch versucht, aber keine Chance. Das Werkskugellager unten ist so fest in die Alu-Grundplatte der Maschine eingepresst, da ist mit sanften Schlägen nichts zu machen. Am Ende habe ich es mit dem normalen Hammer ausgetrieben. Hat funktioniert und es ist zum Glück nichts kaputt gegangen.
Das Werkslager war definitiv durch die Bohraktionen im Sommer kaputt. Mit dem neuen Lager surrte die Maschine in der normalen Tonlage ohne Zusatzgeräusche vor sich hin.
Nach dem Einsetzten des neuen Lagers bemerkte ich allerdings ein leichtes Spiel der Spindel in Axial-Richtung, also nach oben und unten, zu viel um den Tiefenstopp akkurat einzustellen. Radial gab es kein Spiel, wenn man das Bohrfutter nach oben drückte. Das axiale Spiel lag definitiv am Schrägkugellager. Ich denke in Maschinen mit X oder O Konfiguration zweier dieser Lager sind die Laufeigenschaften des Lagers top, aber nicht für die PBD40.
Also alles nochmal auf Anfang und ein stinknormales 6002 RS bestellt, keine 4 EUR. Auch bei Bosch um den Preis zu bekommen, aber auch bei den anderen üblichen verdächtigen Kugellagerlieferanten im Netz.
Den zweiten Wechsel habe ich dann gänzlich ohne Hammer, nur mit einem dreiarmigen Lagerabzieher vollzogen und den Vorgang dokumentiert.
Die Demontage des Gehäuses und des Getriebegehäuses kann im oben verlinkten Thread nachvollzogen werden. Ich beginne mit der komplett demontierten "Grundplatte" der Bohreinheit.
Let's go.
Alle Zahnräder des Getriebes und den Dichtring des Getriebegehäuses entfernt.
Die Spindel sitzt noch fest drin, als erstes muss der Sicherungsring unten entfernt werden.
Im nächsten Schritt habe ich den Lagerabzieher wie im Bild zu sehen aufgesetzt und die Spindel inkl. Lager langsam nach unten rausgedrückt.
So sieht die Einheit ausgebaut aus.
Die Position des Kugellagers ist fest vorgegeben.
Auf der Unterseite ist zwischen dem Magnet für die Drehzahlmessung und dem Lager ein kleiner "Kragen", auf dem der Innenring des Lagers aufliegt.
Das Lager muss also bis zum Anschlag auf die Spindel drauf. Oben, zum Getriebegehäuse hin, wird das Lager durch einen Sicherungsring gesichert.
Das Lager sitzt extrem Stramm drauf. Ohne Abzieher bekommt man es wohl nicht runter. Mit dem Lagerabzieher war das Abziehen schnell erledigt.
Jetzt kann man sich dem Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge mit neuem Lager widmen.
Um das neue 6002 RS Lager nicht zu beschädigen und den Druck des Lagerabziehers auf den Innenring zu bringen, habe ich einen Holzrest in Kreisform eines meiner vergangenen Projekte verwendet. So saßen auch die Krallen des Abziehers nirgendwo direkt auf dem Lager auf. In dieser Weise habe ich das neue Lager vorsichtig und Stück für Stück auf die Spindel gepresst.
Danach wieder den oberen Sicherungsring drauf und dann ging es weiter.
Um das Lager wieder von unten einpressen zu können wollte ich ebenfalls wieder den Lagerabzieher nutzen.
Im Gegensatz zum vorigen Schritt muss zum Einpressen in die Grundplatte aber der Druck auf den Außenring des Lagers gebracht werden.
Nach ein wenig Grübelei durfte sich mein 3D-Drucker etwas bewegen.
Heraus kam eine Art Hülse, die ich über die gesamte Bohrfutteraufnahme stülpen kann und die auf dem Außenring des Lagers aufliegt. Sie ist aber wiederum etwas kleiner als die Lageraufnahme in der Grundplatte der Maschine, da das Lager einen Tick versenkt werden muss, um den unteren Sicherungsring wieder einsetzen zu können.
Dem punktuellen Druck des Lagerabziehers (ich habe einen mit Kugel, nicht mit Spitze) ist das PLA des 3D-Druckers nicht gewachsen, wie man sieht (Delle).
Also habe ich noch einen kleinen Rest Bucheleiste zwischen "Dorn" und Aufpresshülse gelegt, um den punktuellen Druck auf die Fläche zu bringen.
Auf der Oberseite habe ich zwei kleine Holzreste verwendet, um die Auflagefläche des Dichtrings des Getriebegehäuses nicht zu beschädigen.
Bei diesem zweiten Wechsel lief alles wie am Schnürchen.
Beim ersten mit dem Schrägkugellager hatte ich an manchen Stellen noch Schweißausbrüche und ab und an Zweifel, ob ich die Maschine je wieder zusammengesetzt bekomme.
Nachdem die Spindel wieder mitsamt Lager voll eingepresst und der untere Sicherungsring wieder an Ort und Stelle war, konnte ich mit dem Wiederaufbau des Getriebes und der restlichen Maschine beginnen. Vorne links im ersten Bild sieht man die beiden Micro-Kugellager für die Spindel in der mittleren Lageraufnahme des Getriebegehäuses. Rechts im Gehäuse ist das Lager für die Antriebswelle. Diese läuft in einem Nadellager. Das Werkslager für die Spindel sah genauso aus.
Danach noch einen obligatorischen Testlauf, ob alles passt.
Schaut gut aus. Ich meine zwar, dass vor dem Lagertausch die Drehzahlanzeige glatte 2.500 angezeigt hatte, aber wurscht.
Die 20 Umdrehungen machen den Kohl nicht fett.
Mit Vollgas habe ich bisher nur selten gebohrt....
Fazit:
Wen das Spindelspiel stört, das Thema Garantie (bei mir ist sie bereits abgelaufen) keine Rolle mehr spielt und man nicht zwei linke Hände hat, kann man die PBD 40 richtiggehend tunen und den Rundlauf auf ein sehr hohes Niveau bringen. emoticon.smilie_like.title
Wenn das untere Lager defekt ist, wie bei mir, dann ist der Wechsel keine Raketenwissenschaft. Aber manche Schritte bedürfen des einen oder anderen Hilfsmittels in der typischen Hobbywerkstatt. Kreatives Denken ist hier und da angesagt, z.B. den 3D-Drucker nicht bei den Überlegungen vergessen. emoticon.wink_smile.title
Alles in allem ist der Tausch der beiden Lager, selbst wenn man sich noch einen Lagerabzieher im Baumarkt oder im Shop seines Vertrauens kaufen muss, günstig zu erledigen und alles zusammen kostet nur einen Bruchteil des Neupreises der Maschine.
Der Mehrwert, gerade durch den oberen Lagerwechsel, ist enorm.
Selbst durch meinen Fehlkauf beim Lager bin ich deutlich unter Maschinenneupreis geblieben.
Und bei einer neuen Maschine hat man auch wieder das werksseitige Spindellagerproblem....
Ich hoffe, meine Anleitung hilft vielleicht dem einen oder anderen weiter.
Grüße
Lanor