Es war(en) einmal…
und es begab sich, dass drei kleine Prinzen von Ihren Vätern auf eine Reise gesendet wurden. Sie sollten den „Großen Heiligen Aal“ vom großen fließenden Fluss zur Festigung der nahrhaften Nahrungszunahme-Nachfuhr an die jeweiligen befestigten Burgen bringen. Sollte laut Sage wohl so’n richtigen Mordsmörderteil sein. Tausendend Jahre fischigen Fingerfood für alle wurde verheißen!
So entschied Herold Horn vom Bach in einer eiligst einberufenen Hofsondersitzung mit Trara und Tamtam, seinen beiden Sondersitzungssonderberatern, seinen Nachkommen Hans Horn vom Bach zum Treffpunkt „Am großen Stern“ zu senden.
Diese Örtlichkeit „Am großen Stern“ war in Insiderkreisen eher als „Feucht-frivole Katakombe“ bekannt (FKK abgekürzt, um das Tuscheln zum Treff auf’m Ritterfest eher als Ruf nach Notdurft-Örtlichkeit erklingen lassen zu können… „FhhhKaKa“. Der ein oder andere Rittersmann nahm das beim anstrengenden Contest als Aufforderung, auch mal so’n richtigen Kötter ins körperumgebende Edelmetall-Höschen zu schurzen…). Sagenumworben in diesem Zusammenhang übrigens die Nacht vom ersten Ginstling auf den zweiten am FKK, als 74 Anjuffen beim Göbelgröhl mit Schweinepuffer um ein Haar … aber ich schweife ab…
… Tom vom Toom sendete seinen halbgaren Sprössling Thorstinälaus vom Toom (‚nen Meterneunzig vom Scheitel bis zur Schnürschuh-Sandalette. Schulterblätter, wie die Eichpfetten auf Papas Gans-Großzucht-Gehöft, Vollbart bis zum Bauchnabel, welcher zwischen den acht-strahlig verlaufenden Muskelsträngen wie ein Nadelöhr anmutete…) ebenfalls auf die Wallfahrt. Allerdings ohne Brimborium, seinen Hof-Hellseher, vorher befragt zu haben… quasi aus’m Bauch raus…
… Hans Hagebau, als einzig Nicht-wirklich-Halbedler ohne „Vom“ (die königliche Blutlinie wurde bei einem mächtig ausschweifenden Met-schießen mit der bürgerlich-adretten Magd Marion beim Baum am Markt leider für eine Generation unterbrochen) blieb nichts anderes übrig, als seinen einzigen Erbgutträger, Baum-Markt!
Namensgebung nach Zeugungsörtlichkeit wurde auch in anderen Zeiten schon praktiziert, weil die Auswahl an „fertigen“ Namen, wie Erenius, Huglan, Metab, Boscher eher noch nicht kommuniziert werden konnte… Nach zwölf Met und fünf Absinth kommste vielleicht auf solche Namen, aber wer konnte damals nach dem Gelage schon die 35 Fußkilometer zum nächsten Bauernhof eiern, um beim Reinfallen in die Vollholz-Butze noch „Fhier ham uhhnns auuusgedahcht, ter Ärsgebohrene göhnnte „Hahszett“ heiszen…“ buchstabieren zu können… aber ich schweif‘ schon wieder ab…
Sechs Tage nach dem viermaligen Untergang der Sonne trafen Hans und Tom beritten und begleitet von Knechten am FKK ein. Wartezeit auf den dritten „Helden“ in der Runde…
Baum-Markt hatte so seine Schwierigkeiten, den Treffpunkt zu finden. Sein Hofträger Günther „Glüh“ (Spitzname, aber auch Abkürzung für „Geraffel liegt übern Haufen“) war nicht mehr der jüngste und Papa konnte gerade noch so die Monatsgehälter für das zweibeinige Lastenmoped ausser Hofschatulle aufbringen. Glüh hatte mittlerweile knapp 63 Lenze auf dem Buckel und war kurz vor dem verdient dekorierten Dienstausscheiden. Einmal noch den Unsäglichen begleiten…
Mit einem Sonnenuntergang Verspätung liefen die beiden auf das FKK zu und beim Zuschanzen von Argumenten von „Wo isses denn jetzt? Sind wir bald da?“ und „Fresse halten, sparste ne Menge Luft“ übersah der Lastenesel-Mann leider den wummigen Findling auf dem Wege… Laterne war eben noch nich‘… und fiel mitsamt der mitgenommenen Kleiderbox aber mal richtig auf die Schnauze… Lautes Gestöhne kam unter dem Koffer hervor und als Baum-Markt herbeigeeilt war und seinen Knappen unter Anstrengung aus dem leichten Ledergefängnis befreit hat, musste er ihn einfach in den Arm nehmen…
Glüh, wein doch nicht. Is‘ doch nich‘ so schlimm, wie die 12cm Risswunde am Bein aussieht. Nen büschen Myrre, Salbei und den Extrakt aus Fledermaus-*** und sollste mal sehen, Ruckzuck kannste wieder den Schleppmacher machen…
Glüh weinte in der Tat umgehend nicht mehr, sondern erspähte mit scharfem Adlerauge das Wartelager der weiteren Wartenden in 50 Meter Entfernung…
Es gab ein großes Hallo und nun ehrlich wenig Freude bei der Begrüßung. Die Drei waren immerhin konkurrierende Kontrahenten und alle hatten das gleiche Ziel: den Großen heiligen Aal vor dem jeweils anderen zu finden. So war man sich auf jeden Fall einig, dass man sich nicht einig ist. Ohne Tamtam, Trara und Brimborium, den Beratern und dem Hofhellseher war ja nun auch jede Geistigkeit gewichen…
„Wir müssen der Sonne entgegen! Am großen Ocken vorbei“, rief Tom vom Toom. Wohlwissend, dass der große Fischduft aus der anderen Windrichtung rüber smellte.
„Schnick-schnack! Wir müssen mit der Sonne, zum Dramsen, Du dämlicher Dummdoof! Zuviel Tran anne Naturlockenfellmütze gekriecht, wa?“ erwiderte Hans, ohne wirklich nachgedacht zu haben, was aber auch nicht seine größte Stärke war. Ne dicke Wämserei mit dem erheblich aufbrausenden Tom war vorprogrammiert. Immer schön auf die Nuss mit der Zwölf und andersrum!
Währenddessen zog sich Baum-Markt entspannt elegant aus der Haue-Mischpoke zurück und überließ den beiden Adrenalin-Achten das Feld der fluchenden Verachtung. Er hatte in den Tagen des Marsches immer wieder eine Erscheinung gehabt. Die holde Japan-Prinzessin Ixo-Matee Ma-Thik war ihm mehrfach in Tagträumen während der lausigen Latscherei zum FKK erschienen und flüsterte neben dem obligatorischen „Draußen nur Kännchen, Kleiner!“, „Reite mich an! Jetzt!“ und „Was du nicht willst, was man dir tue, das tue auch nicht, was willst denn Du???“ noch mehrfach „Am eisigen Pfahl da sitzt ein Hörnchen, am eisigen Pfahl da gibt’s ein Körnchen! Biste lallig und putzmunter, so steig die Grotte rauf und runter! Am eisigen Pfahl da sitzt ein Hörnchen…!“ Klabatsch!
Baum-Markt rief sofort spontan extrem winkend seinen Glüh herbei und flüsterte ihm nebulös zu „Wir machen uns vom Acker! Ich weiß, wo der „Große heilige Aal“ zu finden ist! Is nich‘ weit von hier und bis die beiden Dummdödel merken, dass wir weg sind, haben die sich in Ihrer Beulenpest auch schon entspannt die finale Scharte gezogen. Also, auf in die Pantoletten und ab zum „Pfahl“!
In eiligem Schritttempo erreichten die beiden zwei Ein-Km/H-Läufer die pfahlige Grotte, die sich hinter der zweiten Abbiegung nach der Dorfschänke „Zum harten Hauaha-Hahn“ an der eisigen Eiche befand! „Lass mich vorgehen!“, sagte Baum-Markt. „Gerne“, sagte Glüh und dachte ja auch im Traum nich‘ daran, seine spärliche Schlepper-Pension kurz vorm Eintrittsalter für so ein Stück stinkigen Fisch auf’s Tablett zu packen.
Als Baum-Markt zum sechsten Mal die 11-Stufen-Leiter rauf und runter gebröckelt war, erschien im gleißenden Licht in der Pfahlgrotte eine fliegende Frau im grünen Federkleid mit diamantbesetzten Schühchen an! Prinzessin Ixo-Matee Ma-Thik in Swarowski-Optik (altes Adelsgeschlecht eben!)!
Er erkannte sie sofort und war hin und weg von ihrer Aura aus klaren Kanten und langen Linien… die Silhouette der Schönheit hatte ihn Hops genommen! Ihm war klar: Dat is getz meine! Der „Große heilige Aal“ war also keine naturelle Nahrungsquelle, sondern die in der galligen Grotte gefangene Prinzessin. Wie das über die Jahrhunderte eben so mit der stillen Post ist… Am Anfang stand in der Sage „Am eisigen Pfahl“…
Sie stieg langsam wie vom Luftkissen getragen vom Grottenfirmament und bei dem „Liebe auf den ersten Blick-Rendezvous-Happy-End-Aus-Vorbei“ sollte auch bald die Vermählung mit allem Schi-schi drin sein. „und so lebten sie glücklich bis ans Ende Ihrer Tage!“
Achso, dem ein oder anderen verbliebenen Protagonisten dieser doch frei phantasierten Märchengeschichte kam auch noch ganz gut weg…
Glüh wurde nach der Hochzeit in den schnellsteiligen Schlepper-Ruhestand versetzt und frönte ab da seinem Hobby, dem Keltern von Kellergeister! Als er an einem seeeehr strammen Abend mal wieder den Fresseleger in der heimischen Kelterküche hinlegte, entglitt ihm beim Dahinsinken der Tonkrug mit dem heimischen Blindmacher und fiel in den Topf über dem Feuer, der da im Übrigen einfach nur so rumhing. Da der Topf zu heiß zum Zurückschütten war, holte er sich eine Kiefern-Kelle, um das eingekochte warme Etwas zu schöpfen… Noch’n Schluck von dem Fusel probieren… Und der Glühwein (!) war erfunden! Das Glüh den Lambrusco aussem Tonkrug mit Schraubverschluss erfunden hat, is‘ aber‘n wirklich’n Märchen… woll!