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Wissen: Stechbeitel von Hand schärfen

Nachtuebernahme
Goldmitglied
Wer oft mit Stechbeiteln arbeitet weiss, wie wichtig es ist, dass die Dinger schön scharf sind. Wenn man sich zum nachschleifen keine Schleifhilfen oder /-maschinen kaufen möchte, kann natürlich seine Beitel auch von Hand (nass) schleifen. Das Procedere will ich hier kurz erklären:

Man benötigt:
einen Schleifstein (z.B. Wasserstein, 1000er Körnung )
einen Abziehstein (z.B. Wasserstein, 6000er – 8000er Körnung)
eine Abrichtplatte (gekaufter Abrichtstein oder aufbereiteter Klinker oder eine plane Granitplatte mit Abrichtgitter oder oder oder)
eine Winkellehre mit 25° und 30° (es empfiehlt sich ein Selbstbau aus z.B. HPL oder PTFE)
zusätzlich haben sich Gummimatte, Wasserbehälter, Spritzflasche und Trockentücher bewährt.

Begriffe:
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Eine Schneide ist umso schärfer, je näher der Idealzustand eines „Null-Winkels“ an der Schneide erreicht wird. Um dies zu erreichen muss natürlich der Spiegel eines Beitels so plan und glatt sein, und die Fase bzw. Mikrofase so winkelgenau geschliffen werden wie möglich.
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Als Erstes sollte immer der Schleifstein abgerichtet, also plan gemacht werden. Hierfür fahre ich unter leichtem Druck mit dem nassen Schleifstein kreisförmig über meinen Abrichtstein.

Dann den Beitel mit Hilfe einer Winkellehre auf 25° zum Stein ausrichten und freihändig mit Druck auf den Fingern über die gesamte Länge & Breite des Schleifsteins die Fase abschleifen (aus der Hüfte heraus, damit der Winkel gleich bleibt), bis die Mikrofase nicht mehr vorhanden ist und sich auf der Spiegelseite ein fühlbarer Grat gebildet hat. Hierbei legt der Rechtshänder Ring- und Zeigefinger gegenüber der Fase auf die Spiegelseite und übt dort den Druck aus. Die rechte Hand stützt das Eisen am Griff von unten, um den Winkel konstant zu halten. (Linkshänder machen das in der Regel genau anders herum.)

Den richtigen Winkel beizubehalten bedarf ein wenig Übung, daher anfangs immer mal wieder nachmessen, ob das Eisen noch im 25° Winkel gehalten wird!


Den Abziehstein zur Hand nehmen und den fühlbaren Grat abschleifen. Hierzu wird das Eisen mit der Fase bogenförmig unter leichtem Druck einmal über den Stein geführt.

Als nächstes den Abziehstein abrichten (siehe oben) und die Mikrofase schleifen:
Mit Hilfe der Winkellehre wird der Beitel in einem Winkel von 30° zum Abziehstein gehalten und ein paar Mal unter Druck über den Abziehstein gezogen. Hier ist ebenfalls wieder darauf zu achten, dass der Winkel nicht geändert wird (Aus der Hüfte heraus arbeiten!)

Die Mikrofase sollte tatsächlich relativ klein (d.h. max. 1mm Dicke) gehalten werden! Geht relativ schnell...

Dann den Abziehstein nochmals abrichten und nun die Spiegelseite bearbeiten. Hier darauf achten, dass der Beitel wirklich plan auf dem Stein aufliegt und die Schneide nicht in den Stein schneidet (der Beitel also schräg quer zum Abziehstein geführt wird). Der Spiegel wird solange mit Druck über den Abziehstein geführt, bis er seinen Namen verdient: wenigstens 2 cm von der Schneide ab sollten so blank sein, dass man sich damit spiegeln kann!

Jetzt sollte der Beitel scharf sein!
16 ANTWORTEN 16

Nachtuebernahme
Goldmitglied
@George1959 Du hast natürlich recht, die Winkel sind nicht in Stein gemeisselt! Ob man die Fase auf 20° oder 25° schleift ist natürlich variabel. Wenn man aber eine Winkellehre nutzt, kann man genausogut auch auf diese Winkel hin schleifen. Wichtig ist nur, aus der Hüfte zu arbeiten, also die Armstellung unverändert lassen. Sonst passiert es recht leicht, dass man unbewusst den Schleifwinkel verändert und das sollte man eben nicht tun!

Übung braucht es tatsächlich.

Sachi
Alter Hase
Ich denke, wenn man die Erklärungen von Georg und Nachtübernahme (danke für die ausführliche Beschreibung!) befolgt, wird es ziemlich gut...natürlich mit genügend Übung....!
Bei dem von Hand schleifen läuft man wenigstens nicht Gefähr, dass die Ecken ausglühen und so der Stahl seine Härte verliert.
Danke für den Bericht!

Janinez
Diamantmitglied
Ein interessanter Bericht, danke

Nachtuebernahme
Goldmitglied
Kurzer Nachtrag:
Das hier wären meine Schärfwerkzeuge
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links ein Abrichtstein, mittig meine Winkellehre, dahinter der kombi-Schleifstein (1000/6000), eine Wasserflasche und ein Wasserbehälter, wo ich den Schleifstein immer wieder eintauche. Rechts ein Stück Fensterbank mit aufgeklebtem Nassschleifpapier, damit Poliere ich meine Hobelmesser...

Nachtuebernahme
Goldmitglied
Für all diejenigen, die tiefer in die Materie "Stechbeitel und Hobeleisen schärfen" einsteigen möchten:

Euch sei die extrem ausführliche Anleitung (63 Seiten .pdf) von Friedrich Kollenrott ans Herz gelegt, die ihr unter http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/index.html herunterladen könnt.

Maggy
Diamantmitglied
Danke für den Hinweis. Derzeit studiere ich noch Deinen Wissensartikel, das reicht momentan.

froschn
Diamantmitglied
Danke für deinen Beitrag. Wir hatten mal vor einigen Jahren einen tollen Workshop in dieser Community, da hat uns @GeneralBaba beigebracht, wie es funktioniert und worauf wir achten müssen. Aber Übung macht den Meister.