Teil 29
Februar – Mai 2021: Dickenhobel und SchiSch
Nach etlichen Nadelrestholz- und Plattenwerkstoffprojekten wollte ich langsam aber sicher doch mal in Richtung Massivholzprojekt gehen. Vor meinem rosa bebrillten geistigen Auge entstand eine Flurkommode aus Ahorn. Ich hatte jedoch bei einem meiner letzten Kästchenprojekte gemerkt, dass mein kleiner Abricht- und Dickenhobel von Scheppach einen entscheidenden Nachteil hatte: der Dickentisch ließ sich nicht feststellen. Beim Aushobeln der Paletteneiche war mir aufgefallen, dass sich die Höhenverstellungskurbel selbst bei geringster Spanabnahme während des Dickenhobelprozesses zurückdrehte – damit war natürlich keine gleichmäßige Dicke zu erreichen. Bei den Kästchen hatte mich das nicht allzu sehr gestört, aber wenn ich eine Kommode aus Massivholz bauen wollte, noch dazu aus Hartholz, dann würde das mit diesem Hobel wohl nicht zu machen sein.
Was also tun?
Ein „richtiger“ ADH kam einfach nicht in Frage, schon aus Platzgründen. Nach etlichen Tauchgängen im WWW und längerem YT-Bingewatching verkaufte ich den kleinen Scheppach-ADH und bestellte einen reinen Dickenhobel von Metabo.
Nun hatte ich zwar keine Abrichte mehr, dafür aber einen Dickenhobel bei dem man die Dicke arretieren konnte, und für das Abrichten würde ich mir dann halt eine Vorrichtung bauen müssen.
Der Metabo DH330 hat Griffe um ihn transportieren zu können. Eigentlich. Leider waren meine Spaghettiärmchen damit völlig überfordert, ich konnte ihn also zwar mittels Schwerkraft in den Keller rutschen lassen und auspacken, aber nicht auf den Rollwagen heben. Zu schwer. Letztendlich musste ich eine Art behelfsmäßiger Rampe aus Palettenbrettern bauen und das Ding im Schweiße meines Angesichts mittels Gurt dort hochziehen, bis es die Höhe des Rollwagens erreicht hatte. War eine ziemliche Würgerei, ich kam mir vor wie ein ägyptischer Pyramidenbausklave.
Nun hätte es also eigentlich losgehen können mit der Ahornkommode. Allerdings war mein Holzlager immernoch so voll mit Palettenbrettern und Sperrmüllholz, dass ich doch beschloss, dieses Holz erst einmal aufzubrauchen, um Platz für das noch zu kaufende Massivholz zu schaffen. Ich hatte schon länger angedacht, eine kleine Kommode mit Schiebetür zu bauen, die im oberen Flur gut hinpassen würde. Außerdem wäre das sicher eine gute Übung, bevor es an die Kommode für den unteren Flur ging. Ich überlegte zunächst, aus den Brettern auf dem üblichen Weg Leimholz herzustellen, stellte aber bald fest dass durch die doch eher schlechte Beschaffenheit und unterschiedliche Dicke der Bretter auf diesem Wege nichts Vernünftiges herzustellen wäre. Schließlich verfiel ich darauf, jedes Brett erstmal plan zu hobeln, dann in 2 cm dicke Streifen zu schneiden und diese dann auf ca. 40 cm zu kürzen. Dadurch würden viele Fehlstellen verschwinden oder herauszuschneiden sein. Und wenn ich die Streifen seitlich kippte und verleimte, würde ich eine Leimholzplatte von 2 cm Dicke bekommen.
Die Herstellung der Streifen an der Bandsäge war ein Haufen Arbeit. Die Verleimung war noch wesentlich aufwändiger, da viele kleine Fläche mit Leim bestrichen und verzwingt werden mussten. Ich stellte vier einzelne Leimholzbretter her, jedes Brett wurde in Etappen verleimt und verzwingt weil der Leimauftrag so viel Zeit in Anspruch nahm.
Anschließend schob ich alle Leimholzbretter durch den neuen Dickenhobel (klappt wunderbar), um die durch das Verleimen entstandenen Unebenheiten auszugleichen.
Für die Schiebetüren galt es nun noch, im Ober- und Unterteil je zwei Nuten einzufräsen (merke: wenn die Seitenteile zwischen Ober- und Unterteil gesetzt werden, muss man immer rechtzeitig mit dem Nutfräsen aufhören, sonst sieht man die offenen Enden später und muss mit Reststückchen die Löcher flicken), dabei mussten die oberen Nuten etwa doppelt so tief sein um die Türen im verleimten Korpus einsetzen oder herausnehmen zu können. Als Schienen kaufte ich zwei kleine U-Profile aus Aluminium für unten. Für oben hätte ich U-Profile gebraucht die gleich breit, aber doppelt so hoch waren, aber da war im Baumarkt nichts passendes zu finden. Was sie hatten war ein Rechteckrohr gleicher Breite und doppelter Höhe, also nahm ich das. Ich würde ja bloß mit der Säge eine Seite aufschlitzen müssen um ein U-Profil zu bekommen. Kein Problem. Oder?
Die unteren Profile ließen sich problemlos einsetzen. Die Nuten hatte genau die richtige Tiefe: Die Profile standen ein Millimeterchen aus der Nut hervor, so dass die Türen später wunderbar auf dem Alukörper würden gleiten könnten. Die oberen Nuten waren wie geplant doppelt so tief. Beim Aufsägen der Rechteckrohre jedoch unterlief mir beim Einrichten von Säge und Parallelanschlag ein Fehler. Dadurch wurde von den Rohren mehr Material abgenommen als ich geplant hatte, es entstanden zwar U-Profile, aber die hatten fast die gleiche Höhe wie die unteren. (Eine Runde Ärgern und Zähneknirschen.) Außerdem war eine ziemliche Sauerei aus Aluspänen entstanden.
Es wäre nun sicherlich besser gewesen, entweder passende Profile im Internet zu bestellen, oder die Rohre nochmal zu kaufen und besser zuzuschneiden. Ich wollte aber weder Zeit verlieren, noch wollte ich einen zweiten Aluschneesturm verursachen, also setzte ich die eigentlich zu kurz geratenen Profile in die tiefen Nuten ein und dachte: Was soll's, wird auch in den kurzen Profilen laufen.
Vor dem Verleimen wollte ich die Innenseiten mit Wasserlack bearbeiten. Leider hatte ich nicht mehr genug Aqua Clou.Zu diesem Zeitpunkt war in keinem meiner beiden erreichbaren Baumärkte Aqua Clou zu bekommen, also griff ich zu einem Baumarkt-Eigentprodukt mit „Bio“ im Namen und dachte: Was soll's, Wasserlack ist Wasserlack.
Lektion 1: Wasserlack ist NICHT gleich Wasserlack. Der als biologisch beworbene Lack brauchte ziemlich lange zum Trocknen, sorgte für harzartig verklebte Pinsel – und roch ziemlich unangenehm. Ich ging davon aus, dass das schon noch verfliegen würde, aber weit gefehlt. Ich ließ vor dem Zusammenbau der lackierten Teile eine Woche vergehen, aber das Zeug riecht bis heute so stark, dass ich in der Kommode nix vernünftiges aufbewahren kann weil alles sofort nach dem Lack stinkt. Nie wieder. Back to Aqua Clou.
Ich fräste gerade noch rechtzeitig einen Falz für die Rückwand (merke: immer rechtzeitig mit dem Fräsen aufhören!), verband die Teile mit Flachdübeln und verleimte stumpf. Wie immer war ich um Rechtwinkligkeit bemüht, erreichte aber nur ein „fast rechtwinklig“.
Ich lackierte die Außenseiten ebenfalls mit dem Baumarkt-Wasserlack („Der Geruch muss doch irgendwann mal verfliegen, oder? Also wenigstens bei den Außenseiten?“ - von wegen), und weil ich Material sparen wollte und noch 9-Millimeter-nur-leicht-verbogenes-Billigsperrholzplatten hatte, schnitt ich daraus die Schiebetüren, mit 5 Millimeter „dicken“ angefrästen Federn die oben und unten in den Schienen laufen sollten.
Lektion 2: 5 Millimeter Feder sind bei schlecht verleimtem, splittrigem Sperrholz nicht stabil genug für eine Schiebetür. Und verbogenes Material zu wählen ist in jedem Fall eine blöde Idee, das lässt sich später nämlich nicht hin- und herschieben sondern bleibt in den Schienen stecken.
Die Türen musste ich also leider nochmal machen. Ich hatte noch 18-Millimeter-Kieferbilligleimholz, daraus sägte ich dann die zweite Garnitur Schiebetüren, wieder mit angefräster 5-Millimeter-Feder.
Lektion 3: Wenn die Nuten für die Schiebetüren schon gefräst, die Schienen eingeleimt und der ganze Korpus verleimt ist, kann man nicht einfach mal eben die Dimensionen der Schiebetüren verändern.
Der Abstand zwischen den Schienen war auf das dünnere Türmaterial ausgelegt. Da ich nun Türen hatte, die doppelt so dick waren wie geplant, kam ich durch die nun zu eng stehenden Schienen in die Bredouille, schließlich sollten die Türen aneinander vorbei gleiten können. Ich war genötigt, die Feder an der einen Tür ganz vorn und an der anderen ganz hinten anzufräsen, was zu einer gewissen Instabilität der Türen führte. Bis jetzt hält zwar noch alles, aber man muss beim Verschieben ein bisschen vorsichtig sein.
Lektion 4: Dass die zur kurz dimensionierten Schienen die tiefen oberen Nuten nur etwa zur Hälfte auskleiden führt dazu, dass die obere Feder der Schiebetüren nur ganz knapp noch innerhalb der Aluschienen geführt wird und manchmal eben doch ein bisschen verkantet. War mal wieder ein klassischer Denkfehler.
Ich wollte die Türen farblich vom Korpus abheben, aber nicht deckend lackieren sondern nach Möglichkeit die Maserung noch etwas sichtbar lassen. Ich besorgte mir ein Döschen weißes Dekowachs und bestrich die Türen damit. (Merke: Dekowachs ist nicht abriebfest.)
Schließlich wollte ich den Korpus noch auf ein Untergestell setzen. Im Rahmen der Resteverwertung griff ich zu zwei ausgemusterten Leimholz-Regalbrettern und schnitt daraus je zwei nach außen ausgestellt Füße und die Verbindungszarge aus einem Stück.
Lektion 5: Das Untergestellt muss schon ein bisschen Gewicht aushalten. Wenn man als Ausgangsmaterial längs ausgerichtetes Leimholz nimmt, werden die nach außen ausgestellten Füße instabil. Fehlversuch.
Also hab ich dann doch (wie es sich gehört) stabile Buchenleisten (Reste eines ausgedienten Lattenrostes) mit Überblattungen zu einem richtigen Untergestell zusammengefügt, weiß lackiert und drunter geschraubt.
Fertig ist SchiSch, der SchiebetürenSchrank.
So schlecht sieht der gar nicht aus. Wenn bloß der Geruch nicht wäre …