Teil 5
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November 2018
Kurswerkstatt Freiburg: Grundkurs Oberfräse – Der Anfang von Allem
Ich nahm am „Grundkurs Oberfräse“ in der Kirchzartener Kurswerkstatt bei Freiburg teil. Vier Männer und zum Glück außer mir noch eine andere Frau. Alle außer mir waren Kurswerkstatt-Wiederholungstäter, und alle außer mir hatten schon längere Heimwerker-Erfahrung. Als rundum geschildert wurde, wer schon welche Projekte gemacht hatte, wäre ich am liebsten still und heimlich wieder verschwunden. Aber schließlich war ich ja zum Lernen gekommen.
Die Werkstatt stellte verschiedene Fräsen zur Verfügung, und ich merkte, dass ich mit der OF1010 endlich mal eine richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich konnte weder die OF1400 noch (und schon gar nicht) die OF2000 managen. Und ich wurde bestätigt in meiner Überzeugung, dass ich mit der OF1010 gut würde umgehen können, wenn ich nur erst eine vernünftige praktische Einweisung bekäme.
Lektion 1: Wenn du kein Naturtalent bist, such dir einen Lehrer.
Lektion 2: Wenn du kein Naturtalent bist, kann dir komfortables Werkzeug in deiner Entwicklung weiterhelfen. (Ich weiß, das hätte bei kompletter Nichtbegabung auch ein teurer Irrweg sein können)
Ich durfte meine Ich-bin-unbegabt-Überzeugung revidieren. Mit der richtigen Anleitung kann ich durchaus was auf die Beine stellen. Ich bin wahrhaftig kein Naturtalent, aber ich bin auch nicht hoffnungslos untalentiert. Ich kann was erreichen. Das hat mir endlich mal Auftrieb gegeben.
Das Erlernen des Umgangs mit der Oberfräse war aber nur ein Teil der Kurswerkstatt-Erfahrung. Zufälligerweise stand dort eine Hegner-Dekupiersäge, mit der die Schablonen ausgeschnitten wurden, da hab ich mich mal drangesetzt. Das war dann einer von diesen Momenten, die sich in der Erinnerung festsetzen. Ich schnitt meine Schablone aus und dachte: Boah, guck mal, so leise und vibrationsarm kann eine Dekupiersäge sein. Die ist mir echt sympathisch. Hätte ich damals doch … ? Das habe ich zu dem Zeitpunkt aber nicht weiter verfolgt, denn ich lernte dort noch andere Sachen kennen, die in meiner Wunschliste sofort auf die vorderen Ränge rutschten.
Festool macht das mit den Kurswerkstätten ja sehr geschickt. Wer Geräte kennen lernt und deren Handhabung als komfortabel empfindet, der kauft sie sich später vielleicht. Ich lernte zum einen den Multifunktionstisch MFT und zum anderen das CMS-Modul-System kennen.
Alles, was ich bisher zuhause an Arbeitsplatz für meine Basteleien hatte, war der Campingtisch und das kleine Klappbank-Teil, und der kleine Wolfcraft-Arbeitstisch auf dem die Proxxon-Dekupiersäge wohnte. Der MFT mit seinen Möglichkeiten war mir völlig neu, ich kriegte richtig Kulleraugen. Dass der Kursleiter rasch feststellte „Der ist eigentlich zu hoch für dich“ und mir für den Rest des Kurses ein paar Bretter unter die Füße schob damit ich die richtige Arbeitshöhe hatte, wurde von mir zwar wahrgenommen, aber nicht intern verarbeitet. Und dann war da ja noch das CMS-System: Eine Grundeinheit, in diesem Fall die MFT-Verlängerung VL, in die je nach Bedarf verschiedene Werkzeugmodule eingebaut werden konnten. Zum Beispiel ein Modul mit einer Tauchsäge (von so einer Säge hatte ich bis dato auch noch nie was gehört – eine Handkreissäge mit Tauchfunktion, was es nicht alles gibt! Und der Sägeblattwechsel ist ein Kinderspiel!) oder ein Modul mit einer Oberfräse, in das auch die OF1010 rein passt – und schon hat man eine Tischkreissäge oder einen Frästisch. Auf kleinem Raum. Würde super in meinen Keller passen.
Ich bin mit diversen Flöhen im Ohr von diesem Kurs nach Hause gefahren. Schon auf der Rückfahrt in der Bahn fing ich an, im Internet nach Preisen für MFT, VL und Module zu suchen. Mich hat fast der Schlag getroffen, aber da war es schon längst um mich geschehen. Die Flöhe im Ohr waren hartnäckig. Ich will das haben.
Und so zogen in den folgenden Monaten nach und nach ein MFT, eine Verlängerung, ein Schiebetisch, ein TS55-Modul mit einer Tauchsäge, und schließlich sogar das Fräsmodul in meinen Werkraum im Keller ein. Der Campingtisch flog raus, die Black&Decker-Klappbank landete im Abstellraum. Ich begann, den Kellerraum umzuorganisieren und meine planlos über den Raum verteilten Materialien und Werkzeuge (Schrauben, Nägel, Holzreste, Schraubendreher, Hammer, inzwischen mehrere Zangen, der neu entdeckte Schwingschleifer, Schleifpapier – es war doch erstaunlich viel Kleinkram, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte) möglichst sinnvoll zusammen zu räumen.
Ich meldete mich hier im Forum an, las aber erstmal nur still mit - was hätte ich Anfänger schon beitragen können? Ich bemerkte bei der Internetsuche nach Heimwerker-Infos den Reiter „Videos“ bei Google und entdeckte Youtube. Früher war ich der Meinung gewesen, dass das nur was für kosmetikzentrierte 15jährige ist, aber erstaunt stieß ich nun auf eine riesige Welt von Heimwerker-Videos. Unglaublich was die Leute alles selber bauen konnten. Schränke! Sogar mit Schubladen! Und viele organisierten sich ihre Werkzeuge mit dem French-Cleat-System.
Der Gedanke einer Werkzeugwand lag nahe. Ich wollte in meinem Kellerräumchen keine Hängeschränke an den Wänden haben, das hätte ich in dem kleinen Raum als zu einengend empfunden, aber ich wollte auch weder eine OSB-Platte in die Wand dübeln, noch wollte ich (nach den Ausgaben für die Festool-Sachen klingt das jetzt blöd, aber so war es halt) Geld in Material für French-Cleat-Leisten investieren. Was ich jedoch noch übrig hatte, waren massive Buchenleisten von zwei Lattenrosten, und eine Ahorn-Leiste, die mir ein freundlicher Schreiner überlassen hatte. Daraus wurde mein erstes Projekt.