Heute hatte ich endlich Zeit, eines der gezeichneten Objekte von Seite 1 auch mal zu fräsen.
Aus Ermangelung einer Werkstatt, habe ich es mir einfach in der leeren und noch lange nicht fertigen, dafür endlich trockenen, Wohnung unten in unserem Haus gemütlich gemacht.
😁 War recht nett, nur ein wenig staubig.
😷@kaosqlco wollte wissen, wie das mit der Shaper überhaupt funktioniert und darauf versuche ich ein wenig einzugehen.
Für die Shaper Origin gibt es ein essentiell wichtiges Zubehörteil (eher Verbrauchsmaterial) ohne das sie im Endeffekt absolut nutzlos und nur hübsch anzusehen ist.
Es ist das so genannte Shapertape. Das ist ein Klebeband, auf dem Gebilde, ähnlich den Dominosteinen, abgebildet sind. Die Punkte auf diesen Dominos sind (wahrscheinlich pro Rolle) immer unterschiedlich.
Das Tape wird dann auf das Werkstück geklebt. Hier kann man pro Bahn, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, 8-10cm Abstand lassen und muss auch nicht unbedingt darauf achten, dass man die Bahnen absolut parallel klebt. Das ist der Origin relativ egal. Auch muss man, wie ich es jetzt bei dem Teil gemacht habe, nicht unbedingt das komplette Werkstück bekleben. Wichtig ist nur, dass die Kamera der Origin beim Fräsen immer eine ausreichende Anzahl an Dominos erfassen kann.
Und jetzt kommen wir zu dem, was in den offiziellen Videos immer ein wenig untergeht. Man bekommt den Eindruck, dass die Fläche, die man nach dem scannen auf dem Bildschirm sieht, einem Live-View entspricht. Dem ist jedoch nicht so. Es gibt also nur eine Kamera, die an der Front der Origin angebracht ist, und keine weitere am Fräser.
Jede mit Tape beklebte Arbeitsfläche muss vor dem Fräsen gescannt werden. Der Scan ist im Endeffekt eine große Anzahl an Bildern, die die Kamera der Origin aufnimmt, während man die Origin über die Arbeitsfläche bewegt. Während man das macht, färben sich die erkannten (vollständigen) Dominos blau. Nicht erkannte bleiben schwarz. Das kommt z.B. vor, wenn ein Domino auf dem Band beschädigt oder nicht vollständig aufgeklebt wurde.
Anhand der Dominos orientiert sich die Origin jetzt auf dem eingescannten Bild, in dem sie mit der Kamera durchgehend die Oberfläche vor dem Gerät scannt. Im Endeffekt wie eine Art Autopilot, der sich an den Fahrbahnmarkierungen orientiert
So sieht das Ganze dann auf dem Bildschirm aus.
Sobald man mit dem Scannen fertig ist, verarbeitet die Origin die ganzen Einzelbilder zu einer kompletten Oberfläche, auf der man dann sein zu fräsendes Objekt platzieren kann (es gibt verschiedene Möglichkeiten, unter anderem auch die Werkstückgröße vorher zu bestimmen und auch die Arbeit mit der Workstation bietet enorme Möglichkeiten, da gehe ich aber erst im Verlauf des Threads ein).
Im Endeffekt ist damit die Vorbereitung beendet. Natürlich kann man, wie man auf dem Bild sieht, noch die Größe oder die Ausrichtung bearbeiten.
Der nächste Schritt ist, die entsprechenden Fräsparameter einzustellen.
Das wären, unter anderem, die Größe des eingebauten Fräsers, die Frästiefe, ein eventueller Versatz und natürlich, welchen Bereich man überhaupt fräsen möchte. Das grün umrandete Objekt oben soll eine Aussparung werden, durch die später Stoff geführt wird. Also wird dieser Teil komplett ausgefräst. Für die Origin fräse ich hier also "innen". Rechts daneben ist die Außenkontur des kompletten Werkstücks, die als "außen" an der Origin eingestellt wird. Blau auf dem Monitor bedeutet übrigens, dass ich diesen Bereich bereits gefräst habe. Und da man Multiplex (21mm) natürlich nicht in einem Zug fräsen kann, denkt die Origin mit und färbt den Blauton, je tiefer man fräst, pro Durchgang immer dunkler.
Nachdem dann alles eingestellt ist, führt man noch den so genannten Z-Touch durch. Hier ermittelt die Origin den Nullpunkt auf dem Werkstück, damit die eingestellte Frästiefe dann auch passt.
Tja, danach wird gefräst wie verrückt. Und hier kommen dann auch die Vor- bzw Nachteile der Origin zur Geltung.
Wer regelmäßig Einzelstücke fertigt, benötigt für die Fräsvorgänge entsprechend länger und muss die Maschine per Hand führen. Dafür stellt man sich nicht die Werkstatt mit einer großen Maschine voll.
Wer mehrere gleiche Teile in Kleinserie bauen möchte, stellt sich lieber mit der Origin eine Schablone her, sägt die Teile grob aus und bearbeitet den Rest am Tisch mit dem Bündigfräser. Hier spart man sich sehr viel Zeit.
Wie geht es jetzt mit meinem Teil weiter? Ich säge den Rest jetzt mit der Stichsäge aus und gehe dann an den Tisch, um die Überstände mit dem Bündigfräser zu entfernen. Siehe oben, das spart Zeit
😉