@arathorn76 Ich dachte erst, du meinst mit "Diebe-Lügner-Räuber-Gauner" den Schrotthändler und die Mülldeponie, was in Prinzip auch zutreffend wäreemoticon.wink_smile.title, an die DLRG hätte ich nie im Leben gedacht :whatchutalkingabout
Ich bin seit meinem 5. Lebensjahr aktives Mitglied der DLRG inkl. einiger Jahre im Vorstand, genau wie mein Bruder, mein Mann bis zu seinem Tod, meine Kinder seit deren Geburt, meine älteste Tochter sogar mittlerweile Vorsitzende des Jugendvorstandes und im Vorstand des Bezirks Emsland und der Grafschaft Bentheim. In den nun 43 Jahren meiner Mitgliedschaft habe ich noch NIE den Begriff "Diebe-Lügner-Räuber-Gauner" für die DLRG gehört und ich bin ehrlich, wenn mich das jetzt gerade ziemlich traurig und enttäuscht stimmt emoticon.cry_smile.title.
Wenn ich alleine darüber nachdenke, wie viele Rettungseinsätze alleine mein Bruder schon gehabt und leider neben dem Bergen von mehreren Ertrunkenen auch schon einige Leben dadurch gerettet hat, das erste Mal, als er gerade 15 Jahre war und das Kind, das er gerettet hatte, erst 5 Jahre, er dafür sogar einen Verdienstorden des Bürgermeisters erhalten hat; wie oft er bei den Rettungseinsätzen sein eigenes Leben aufs Spiel setzt; sowie selbst meine eigene Tochter, wenn die wieder mal mit den Rettungsboot rausfahren muss, um anderen Menschen das Leben zu retten und dabei nur das Ziel vor Augen hat, die Ertrinkenden aus dem Wasser herauszuholen und dabei nicht an erster Stelle an sich selber denkt, während ich zuhause vor Angst fast auf dem Zahnfleisch gehe.
Und all das tun sie nicht, weil es ihr Beruf ist und sie dafür bezahlt werden, nein sondern REIN EHRENAMTLICH!!!!
MEINE Tochter und MEIN Bruder, sowie ALLE Rettungsschwimmer der DLRG riskieren ihr eigenes Leben vollkommen uneigennützig zur Rettung von MENSCHENLEBEN, Menschen, die sie nicht einmal kennen und zu denen sie vorher null Bezug hatten. Da wird auch nicht lange gefackelt oder überlegt, wenn das Telefon klingelt, schneller, als man denken kann, sitzen die im Auto und rasen zu dem See, dem Fluß usw., weil jede Sekunde zählt, bevor nur noch Leichen geborgen werden können.
Auszug aus der
Bilanz 2016 der DLRG:
"
Die Rettungsschwimmer der DLRG haben im vergangenen Jahr 1071 Menschen vor dem Ertrinken gerettet, davon 529 bei ihrem gemeinsamen Einsatz mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Mittelmeer vor der griechischen Insel Lesbos. In Deutschland waren es 162 Personen weniger als 2015. In 39 Einsätzen mussten die Wasserretter sogar ihr eigenes Leben riskieren, um die Opfer lebend an Land zu bringen. „Dies zeigt mir, dass unsere Retter kein Menschenleben verloren geben und darum kämpfen – bei starker Strömung, Sturm und anderen Gefahren“, würdigte DLRG-Vizechef Haag die Leistungen der Einsatzkräfte an Küsten und Binnengewässern. „Wir dürfen natürlich die hohe Zahl der Ertrunkenen im vergangenen Jahr nicht unberücksichtigt lassen. Immerhin verloren mindestens 537 Menschen im Wasser ihr Leben“, so Haag weiter.
Unter den Leistungen der DLRG waren im Jahr 2016 auch Rettungen von 163 Tieren und Hilfestellungen bei Umweltgefahren in 474 Fällen."Mein Bruder hat mir mal erzählt, wie das war, als er versucht hat, einen Mann zu retten, der mit deinem Auto von einer Brücke in den Fluß gefallen ist. Das Wasser war eiskalt, er konnte unter Wasser die Hand vor Augen kaum erkennen, weil das Wasser so trübe und dunkel war. Irgendwann hat er das Auto gefunden und sich daran bis zur Fahrertür entlanggetastet, hinten am Kofferraum konnte er zwei Aufkleber mit dem Namen der Kinder des Mannes dran erkennen ("Malte und Sophie an Bord"). Nachdem er die Tür öffnen, den Gurt lösen und den Mann aus dem Auto herausziehen konnte, hat er den Mann so fest an sich und dessen Gesicht so dicht ans seines gedrückt, dass sich deren beiden Nasen berührt hatten, um in der Dunkelheit erkennen und hoffen zu können, ob er noch lebt. Den Mann dann an der Böschung aus dem Wasser gezogen, hat er noch alles erdenkliche versucht und ihn so lange versucht zu reanimieren, dass der Notarzt ihn von der Leiche wegziehen musste. Und das war nur einer seiner bisherigen vielen DLRG-Einsätze, bei denen er, wie gesagt, nicht nur Leichen geborgen, sondern auch einige Leben gerettet hat.
Hätte ich selber bei der DLRG nicht gelernt und immer wieder aufgefrischt bekommen, wie man einen Menschen reanimiert, hätte ich in der Nacht, als mein Mann gestorben ist, nicht gewusst, was ich tun muss. Aber so war ich sofort in der Lage, alles zu unternehmen, um zu versuchen, ihn zu reanimieren; ich musste gar nicht überlegen, was ich tun muss, sondern konnte direkt alles in mir abrufen, was in solchen Situationen zu tun ist. Wenn mein Mann mit deinen erst 39 Jahren auch leider dennoch gestorben ist (laut Aussage der Notärztin war er durch einen Herzhilterwandinfakt schon ca. 15 Minuten vorher gestorben, bevor ich gemerkt hatte, dass etwas mit ihm nicht stimmte), hätte ich mir mein Leben lang Vorwürfe gemacht, wenn ich nicht hätte unternehmen können und meinen drei, damals 12, 11 und 6 Jahre alten Kindern wahrscheinlich nie wirklich wieder in die Augen schauen können vor lauter Selbstvorwürfen, dass die ihren Vater verloren haben, weil ich nicht in der Lage war, im zu helfen und ihn dadurch evtl. am Leben halten retten können. Aber so weiß ich, dass ich alles richtig und nichts unversucht gelassen habe, ihn zu retten und am Leben zu erhalten - dank der guten Ausbildung in der DLRG.
Anders gefragt:
Wie viele Kinder lernen Jahr für Jahr in der DLRG das Schwimmen, wodurch die Gefahr, dass sie im Wasser nicht zurecht kommen und in einer Paniksituation ggf. ertrinken, gemindert wird?Alleine in unserem Verein sind es mehrere hundert Kinder Jahr für Jahr. Und dass sie dort schwimmen lernen können, ist auch hier dem
ausschließlich EHRENAMTLICHEN EINSATZ der Schwimmausbilder zu verdanken, die dafür KEINEN CENT bekommen, sondern ihre wertvolle Freizeit dafür hergeben, Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beizubringen.
Ich selber habe das über 15 Jahre lang gemacht und das sogar sehr gerne. Da ich durch meine Selbständigkeit keine 37 Stunden-Woche hatte, sah meine Woche so aus: ich habe montags bis freitags 12 Stunde und mehr am Tag gearbeitet, samstags mir einen "halben" Arbeitstag von "nur" 6-8 Stunden gegönnt und zwischen 13 und 14 Uhr Feierabend gemacht, danach auf de Schnelle einkaufen gefahren, um pünktlich um 16 Uhr im Hallenbad zu sein, wo ich bis 19 Uhr Kindern das Schwimmen beigebracht habe. Zuhause völlig erschöpft dann aufs Sofa, mit den eigenen Kindern noch Fernsehen geschaut, um nachts von 2 Uhr bis morgens um 10 Uhr wieder in meiner Bäckerei zu stehen. Bedeutete: ich habe von meinen nicht mal 18 Stunden eigentliche Freizeit und Zeit für/mit meinen eigenen Kindern in der Woche ganze 3 Stunden hergegeben, um anderen Kindern das Schwimmen über die DLRG beizubringen.
Meine Tochter z.B. hat über die DLRG die Möglichkeit erhalten, alle möglichen nebenberuflichen Sanitäterausbildungen zu machen und dadurch ihren Traumberuf zur Notfallsanitäterin gefunden, zu der sie aktuell beim Malteser ausgebildet wird und somit nun nicht nur noch in ihrer Freizeit, sondern auch beruflich Menschenleben rettet. Neben ihrer Ausbildung steht sie vier Mal in der Woche im Hallenbad als ehrenamtliche Schwimmausbilderin: Mittwochabend für Erwachsene, Donnerstagabends für die älteren Jugendlichen, freitagabends für die Teens und Sonntagmorgens von 8-9 Uhr, wenn andere in ihrem Alter also erst aus der Diskothek kommen, erneut für die Kinder mit Bronze- und Silberabzeichen. Mehrere Wochenenden im Jahr verbringt sie wieder rein ehrenamtlich auf verschiedenen Seminaren und Fortbildungen für die DLRG, erstellt in ihrer Freizeit Trainigspläne, organisiert Veranstaltungen und gemeinsame Unternehmungen, wie Freizeitparkbesuche und Ausflüge für die DLRG Jugend, steht auf dem Stadtfest u.ä., um mit Kinderschminken usw. Geld für die Jugendkasse, ein neues Rettungsboot u.ä. reinzubekommen.
Abgesehen davon, kenne ich zumindest hierbei uns in der Umgebung EINEN Verein, in dem es einen so guten Zusammenhalt gerade bei den Jugendlichen gibt, wo die ihre Freizeit gemeinsam verbringen und sich nicht, wie viele andere Jugendliche, am Wochenende sinnlos besaufen und auf den Straßen abhängen.
Seit über 40 Jahren findet von unserer DLRG das Pfingstzeltlager statt, an dem mittlerweile vier Generationen vertreten sind und es egal ist, ob jemand steinreich und der Chef eines Großunternehmens oder Hartz4-Empfänger ist. Nicht wenige von den Teilnehmern wohnen schon lange Jahre nicht mehr hier vor Ort und kommen trotzdem Jahr für Jahr von weit angereist, um an diesem einmalig tollem Zeltlager teilzunehmen. Meine Kinder sagten früher immer, müssten sie eich zwischen Weihnachten mit all den Geschenken und dem DLRG Pfingstzeltlager entscheiden, die würden lieber auf Weihnachten verzichten, als auf das DLRG-Pfingstzeltlager. Wo erlebt man es noch, dass abends vier Generationen um ein Lagerfeuer sitzen, ein oder zwei Leute auf der Gitarre Lieder sielen und alle anderen dazu mitsingen? Ich bekomme sogar jetzt gerade noch Gänsehaut, wenn ich darüber schreibe.
Jetzt erkläre mir,
WARUM diese Menschen/Rettungsschwimmer/Ausbilder der DLRG als DIEBE - LÜGNER - RÄUBER und GAUNER bezeichnet werden?
Vielleicht verstehe ich ja einfach etwas falsch - mag sein - erkläre es mir einfach, damit ich diese Aussage verstehen kann emoticon.omg_smile.title mg_smile:.