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Aktionen gegen das Insektensterben?

JoergC
Diamantmitglied
Nachdem im Thread Vögel Füttern Richtung Insektensterben abgedriftet wurde, setze ich dazu mal hier die Diskussion fort.

Woran, glaubt Ihr, liegen die Ursachen im Insektensterben?
Kann man als kleiner Privatling aktiv was gegen das Insektensterben tun?
Bringen kleine Blumenwiesen und insektenhotels im eigenen Garten was?
Was müsste man tun, um dem Insektensterben entgegen zu wirken?
71 ANTWORTEN 71

Holzhugo
Alter Hase
MrDitschy:
Denke am Einkauf liegt das weniger, wenn eher an der Art der Lebensmittel Herstellung. Also selbst wenn nur Bio gekauft würde, wird der Insektenschwund m.E. auch nicht viel besser (dessen Herstellung wird ja auch in Frage gestellt).

Was ich aber in den letzen 20-30 Jahren beobachten konnte, ist der massive Rückgang an Streuobstwiesen .... die waren um ein Ort oder an schwer bewirtschafteten Flächen zwischen den Feldern als Wiese oder Weidewiese recht viel vorhanden. Doch heute ist alles weg, nicht mal mehr die einzelnen Bäume auf Äckern sind mehr vorhanden (die früher zur Pause als Schattenspender dienten), denn kaum ein Landwirt mag mehr das Apfelgeschäft angehen, maschinell sind dessen Wiesen auch schwer zu bewirtschaften, selbst das mähen geht mit den heutigen großen Maschinen nicht.

Und welches Ökosystem eine Streuobstwiese beheimatet, könnt ihr hier nachlesen (und die fehlen im ganzen Land): https://de.m.wikipedia.org/wiki/Streuobstwiese


Hmmm, in einem Punkt bin ich da etwas anderer Meinung Ditschy. Gerade an unserem Einkaufsverhalten liegt es doch. Wenn wir dort einkaufen wo Lebensmittel verkauft werden die Naturgerecht hergestellt werden graben wir doch den Herstellern die mit zu viel Pestiziden arbeiten, die uns betrügen (Wurst-und Fleischskandal) das Wasser ab. Richtig ist auch, nicht alles was Bio ist im Einklang mit der Natur hergestellt. Bei den anderen Punkten gebe ich Dir vollumfänglich recht. Da wurde viel zerstört, die Streuobstwiesen bei der Flurbereinigung, die Hecken wurden den überbreiten Landmaschinen geopfert. Ich lebe auf dem Land und habe viel Kontakt zu den Landwirten im Dorf. Wenn die mir erzählen wie lange sie im Büro sitzen um irgendwelche Fragebögen für EU-Subventionen auszufüllen oder wie langwierig es ist den richtigen Düngereinsatz zu ermitteln möchte ich nie Landwirt sein.

MrDitschy
Alter Hase
Denke auch, des allen Übels ist wenn den Bauern zu verdanken. Immer weniger arbeiten wollen und im Gegennzug aber mehr Ackerland bewirtschaften um noch mehr rentabel zu verdienen, hat eben dessen Kehrseite.
Wenn ich denke, vor 20 Jahren wurde ein näherer Hof mit Ackerland noch von zwei Leuten Vollzeit bewirtschaftet, heute wird dessen bisschen Ackerland in Nebenerwerb bestellt. Oder ein anderer Hof von vier Leuten meist Tag/Nacht, heute sieht man nur noch seltenst einen Mann, dass aber bei fast doppelter Hecktarfläche. Usw. ... also hier dezimiert sich der Bauer irgendwie selbst und jammert noch darüber.

MrDitschy
Alter Hase
Das Einkaufsverhalten ändert m.E. nicht viel, da eben mit dem Auge eingekauft wird. Und selbst der Biobauer macht dessen Streuobstwiesen platt und nutzt immer größere Maschinen usw. ... und gespritzt wird dort auch, keine Sorge.

JoergC
Diamantmitglied
Ich würde nicht soweit gehen, das Handeln des Bauern auf dem Dorf zu verteufeln. Der ist nämlich der letzte A... im Glied.
Der Bauer kann doch gar nicht selbst seine Preise bestimmen. Der ist darauf angewiesen, das zu verkaufen und zu dem Preis, was Lebensmittelindustrie und Lebensmitteleinzelhandel ihm diktieren. Und da kommt der normale Bauer mit Bio nicht hin, und muss zu allem Übel auch noch passend zu seinem Saatgut die Spritz- und Düngemittel von den Chemieoligopolisten kaufen, damit er überhaupt überleben kann und sich und seine Familie noch irgendwie über Wasser hält.

Der Gewinn wird nicht beim Bauern gemacht. Den Gewinn schöpfen Industrie und Handel ab. Da will der Aldi immer billiger sein als der Lidl und umgekehrt, und drückt somit immer mehr die Preise und gibt diesen Preisdruck an die Erzeuger weiter, die kaum noch kostendeckend produzieren können.

Ich weigere mich auch, mich als diesen Verbraucher beschimpfen zu lassen, der das alles so will! Ich bin noch nie in einen Laden gegangen und hab verlangt, verkauf mir die Milch bitte so billig, dass der Bauer und die Kuh nicht davon leben können.
Und kommt mir nicht mit der Ausrede, ich solle doch dann dort kaufen, wo Bio und Regional drauf steht ... meiner Meinung wird das Problem dadurch nicht gelöst, sondern nur verlagert.

Nightdiver
Goldmitglied
​​Bei uns im Ort hat die Gemeinde auf einer gemeindeeigenen Brachfläche eine Streuobstwiese eingerichtet. Die Schule nutzt die Fläche für den Bio-Unterricht, ansonsten wird sie nur ab und zu von der Gemeinde gemäht.

Zu den Insektenhotels: Die käuflich zu erwerbenden Kisten sind oft ungeeignet. Ich hatte mir im letzten Jahr auch so ein Fertigteil gekauft und leider erst später dazu im Netz aufgeschlaut.
Das gekaufte wurde erst sehr zögerlich angenommen. Da viele der verbauten Bambusstäbe in den Hotels zu groß sind und nach hinten offen, werden sie von den Wildbienen nicht angenommen. Bei den gebohrten Nistlöchern wird oft Nadelholz verwendet, bei dem sich durch die Luftfeuchtigkeit un den Gängen die Holzfasern aufstellen können und damit die Flúgel der Bienen verletzt werden.

Im späteren Frühjahr (für die Bienen etwas zu spät) habe ich dann bei mir ein selbstgebaute Hotel nach Vorgaben NABU aufgehängt. Einige Bienen und später auch viele Grabwespen haben darin ihrer Nester gebaut.
Aktuell baue ich eine weitere Unterkunft aus Bambusstäbe, die ich spätestens im März hången haben will.

Hier noch ein Bild des Selbstbauhotels, zwei Tage, nach dem es aufgehängt wurde. Die erste Zelle wurde gleich belegt.

61023.attach61024.attach61025.attach

​​​​​

Rainerle
Diamantmitglied
Vielleicht könnten wir mal Links hier posten, die inhaltlich hoch qualifizierte Inhalte liefern. Weniger optisch, sondern inhaltlich wie der Hinweis oben zu den Holzfasern von Weichholz. Oder optimaler Standort, Schatten oder volle Sonne? Ausrichtung der Einfluglöcher in welche Himmelsrichtung etc.

Ich bin für das Frühjahr dabei wenn es heißt: „Bau ein wertvolles Insektenhotels“. Maßgabe: Es muss nicht hübsch, sondern viel mehr optimal/zweckmäßig sein.

Wir sind oft mit mit den Hunden unterwegs und mir fällt immer wieder auf, dass Gemeinden Insektenhotels an Parkplätzen aufstellen, aber max. 1 Prozent der „Wohnungen“ genutzt sind. Ich schätze, da wird dann irgendwas verbaut, was den Insekten gar nicht gefällt. z.B. Lehm für Erdwespen in der vollen Sonne. Möglicherweise ist das denen viel zu heiß.

Vielleicht schaffen wir es eine für uns allgemein „perfekte“ Anleitung zusammen zu bekommen. Ob das dann jemand groß auf 1 oder 2 qm oder im kleinen auf 40 x 40 cm umsetzt, wäre Nebensache.

3radfahrer
Diamantmitglied
Was mich traurig macht, das im Herbst immer noch Obst an den Bäumen hängt und keiner kümmert sich darum.

MrDitschy
Alter Hase
JoergC, bin da schon auch bei dir, doch beachte eben auch, dass der Bauer immer mehr nur das Produziert und sich spezialisierte, das am meisten Geld abwirft.
Sprich früher hat jeder Bauer Vielfalt an Nahrungsmittel produziert und die Preise hielten sich eher in Waage (der alte Bauernhof eben). Doch nach und nach kamen immer mehr Großlandwirte die sich im Fleischmarkt usw. spezialisierten, dann in Überproduktion herstellten (und das eben auch bei anderen Nahrungsmittels), also der Bauer macht sich durch die Übervermarktung eines Produktes doch die Preise eher selbst kaputt.
Angebot und Nachfrage regelt nunmal den Preis (Innland sowie Ausland), und das war und wird immer so bleiben.

Wenn ich schon den Hype und Vermarktung an Bioeier sehe, soviel Biohöfe und gute Hühnerhaltung gibt es gar nicht.

MrDitschy
Alter Hase
3radfahrer:
Was mich traurig macht, das im Herbst immer noch Obst an den Bäumen hängt und keiner kümmert sich darum.

Tja, wenn du nachfragst, kannst sicher dessen Obst ernten ... aber dessen nicht auflesen ist ja auch gut für die Insekten usw..
Die Zeiten sind eben auch vorbei, als das sammeln von Fallobst noch verkauft wurde um Most daraus zu machen .... die Menschheit ist eben bequemer geworden.


@Rainerle, meine hier schon einen Thread zu Insektenhotels gesehen zu haben!?

ferdi_007
Goldmitglied
Bio ist tatsächlich nicht gleich Bio, jedoch zu sagen, die spritzen auch und deshalb weiterhin konventionell zu kaufen, ist meiner Meinung nach noch größerer Unfug. Ich versuche so oft wie möglich auf dem Markt zu kaufen, dort steht a.) der Bauer, den man fragen kann und b.) wer es nicht glaubt dann kann man sich vor Ort überzeugen, denn am Markstand steht die Adresse des Bauern daneben.
Inzwischen gibt es im Internet auch viel über Pflanzen, die als Bienenfutter gelten. Danach hab ich meinen Vorgarten bepflanzt. Insektenhotels kommen nächstes Jahr. Soweit ich weiß hat Ottomar mal ein paar Links vom BUND gepostet, wie man solche Insektenhotels baut. Zudem meine ich mich zu erinnern, daß er auch ne gute Expertise dazu hat. Da die meisten der verkauften Hotels nicht wirklich geeignet sind für Insekten sondern dienen nur der Reinwaschung des eigenen Gewissens.
Da unser Garten weit weg von einem englischen Rasen ist, habe ich für nächstes Jahr Samenmischungen mit heimischen Wildblumen gekauft. Die werden dann zu Beginn der Vegetationsperiode nach dem Vertikutieren ausgebracht.
Was ich dieses Jahr beobachtet habe, ist Folgendes: Viele Kräuter, die ich dieses Jahr in Töpfe gepflanzt habe, habe ich zu Ende des Sommers ausblühen lassen (Pfefferminze, Basilikum, Dill, Fenchel, Kerbel, Majoran...) Ab dem Moment war um die Töpfe herum mächtig traffic, vor Allem Hummeln und Schlupfwespen (eigentlich auch Wildbienen) waren da zu Hauf anzutreffen. Des Weiteren hat ein Hornissennest in der Nachbarschaft, nach anfänglich großer Skepsis, dafür geseorgt, daß nahezu keine einzige Wespe daß abendliche Grillen gestört hat. Die Hornissen jedoch kamen nur sporadisch dazu und fanden es offensichtlich nicht attraktiv und zogen wieder davon. Einhellige Meinung der Nachbarschaft war, daß die Hornissen eigentlich Niemanden gestört haben.